Korsika Tag 5 – Cupabia bis Sartène

Cupabia-Filitosa-Propriano-Sartène

Zeltplatz Camping U FarranduZyklopenmauer FilitosaTaravo FilitosaZentralmonument FilitosaWestmonument II FilitosaCafé in FilitosaStadtansicht SartèneStadtteil Santa Anna SartèneSanta Anna SartèneStadt SartèneBlick Richtung Golfe de ValincoWanderung nach FontanacciaDolmen von FontanacciaPunta di u GrecuAlignement de RenaggiuSanta Anna SartèneWeg nach Fontanacciastadtfest in sartène

Im Zeichen der Steinzeit

Cupabia-Filitosa
cupabia plage

Plage de Cupabia

Wie gehabt wache ich irgendwann vor 6 in der Früh auf. Obwohl ich direkt am Strand mein Zelt aufgestellt habe, höre ich vom Meer nichts. Es heißt Korsika sei eine Insel der Winde und das stimmt auch, aber nicht in der Früh, jedenfalls nicht während der bisherigen Tage meines Aufenthalts. Der Wind kommt erst allmählich im Laufe des Vormittags, frischt dann aber angenehm auf. Anders könnte ich mir gar nicht vorstellen wie man die Temperaturen jenseits der 32° die es hier immer hat aushalten könnte. Ich fühle mich fit und voller Tatendrang. Mein erster Stop ist in Filitosa und darauf freue ich mich schon seit Beginn des Urlaubs. Archäologische Ausgrabungen finde ich einfach toll.

Ich packe also meine sieben Sachen, werde dann aber von einem netten Platznachbarn „aufgehalten“ der mich, von meinem Motorrad angezogen, anspricht und mir alle Möglichen guten Ratschläge mit auf den Weg geben möchte. Da es mich wirklich interessiert und ich auch nicht unhöflich sein möchte, wird so eine 40 minütige Unterhaltung die meine Abfahrt deutlich verzögert.

Filitosa
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Filitosa von NW

Filitosa ist eine kleine Ortschaft nördlich von Propriano. Es gehört zum Gemeindegebiet von Olmeto und gibt einer der wichtigsten Megalithausgrabungsstätten Korsikas seinen Namen. Dort hat ein gewisser Herr Grosjean ab den frühen 50er Jahren eine 8000 Jahre alte Kult und Wohnanlage aus der Erde gegraben und der Besitzer des Grundstücks hat daraus ein Freilichtmuseum gemacht. Hier und in der südöstlich angrenzenden Sartenais haben schon in der Frühzeit relativ viele Menschen gesiedelt. So ist dieses Gebiet voll von prähistorischen Fundstätten. Der besondere Reiz eines Ortes wie Filitosa ist für mich die Aufarbeitung, die gute Dokumentation und das angeschlossene Museum.

Um kurz vor 09:00 komme ich in Filitosa an. Zu meinem Erstaunen ist der Parkplatz komplett leer! Und das in der Hauptsaison. Wie sich noch herausstellen wird, bin ich ganz einfach relativ früh dran. Der Rummel geht dann so ca. ab 11:00 los. Die Franzosen pflegen eben eher einen späteren Besuch von Attraktionen.Der Herr an der Kasse begrüßt mich superfreundlich, erklärt mir wie ich am besten gehen soll und kassiert von mir 4€ für den Eintritt. Das finde ich wirklich OK! Außerdem legt er mir eine Informationsbroschüre ans Herz für die er nochmal 4€ haben möchte und auch da lasse ich mich nicht lumpen. Es ist eine gute Investition. Noch dazu, ich staune, gibt es diese Broschüre sogar auf Deutsch!

Rundgang durch Filitosa

An der Kasse vorbei geht es wieder ins Freie und dort einem ca. 100m langen Weg entlang bis die eigentliche Ausgrabungsstätte beginnt. Es erwartet einen zum Einstieg ein Menhir und ein Steintrog. Die gefundenen Menhire wurden von besagtem Herrn Grosjean durchnummeriert und die Nummer verwendet man als Namen.

filitosaV

Filitosa V

Dieser Menhir ist also „Filitosa V“. Der Stein ist ungefähr 2,5m hoch und lässt mit viel Fantasie die Andeutung einer menschlichen Gestalt erahnen. Ich muß ehrlich gestehen das ich im ersten Moment nicht gar so sonderlich beeindruckt bin. Es ist immer die Rede von der unglaublichen Kunstfertigkeit und der plastischen Qualität usw. Da hab ich mir mehr vorgestellt. Natürlich muß man bedenken welche Möglichkeiten den Steinmetzen dort und damals zur Verfügung standen. Das war nicht viel! So gesehen ist das schon eine tolle Leistung. Vermutlich hat ein Mensch sehr lange gebraucht um das so hinzubekommen. Außerdem haben anscheinend Umwelteinflüsse die Steine seit ihrer Freilegung in den 50ern des letzten Jahrhunderts stark beschädigt und die Jahrtausende davor werden wohl auch eine Rolle spielen. Was für mich extrem beeindruckend bleibt ist die Vorstellung dass diesen Stein schon tausende Jahre vor meiner Existenz ein Mensch ebenfalls berührt hat.

 

"Zentralmonument

Neben dem Menhir ist eine Metalstele mit Knöpfen für verschiedene Sprachen, unter anderem auch Deutsch. Drückt man darauf, erklärt eine sympathische Damenstimme was man gerade sieht und welche Erkenntnisse die Wissenschaft dazu hat. Wirklich nicht schlecht gemacht. Ich folge einem Wegweiser zur nächsten Station, dem Eingang zur eigentlichen Fundstelle, der weitere ca. 80m entfernt liegt. Die Siedlungsstätte war durch eine Zyklopenmauer geschützt. Eine weiter Metalstele informiert hier und so setzt sich das durch das ganze Museum fort. Wen es interessiert, kann gerne in einer ausführlicheren Schilderung weiterlesen. Ich arbeite mich jedenfalls so durch das Ausstellungsgelände und staune Bauklötze. Vor alle finde ich die detektivische Leistung der Archäologen einfach phantastisch. Die Erkenntnisse sind unglaublich wie die Menschen damals ihre Existenz bestritten habe!

Stärkung vor der Weiterfahrt

Es w"Caféird immer heißer und man muß ordentlich herumlaufen wenn man sich wirklich alles anschauen möchte. Um ca. 13:00 Uhr habe ich genug. Es ist heiß, wird immer voller und ich habe einfach keine Lust mehr. Also wandere ich Richtung Ausgang. Dort gibt es gleich passend ein Cafe/Bistro wo ich mich niederlasse und meinen obligatorischen Café au lait und ein Menthe à l’eau  bestelle.

Musée de Préhistoire Corse
Stadtansicht Sartène

Stadtansicht Sartène

Von Filitosa fahre ich weiter über die D157 nach Propriano, einem Badeort den ich aber unbeachtet lasse. Lieber schaue ich mir Sartène genauer an. Sie gilt als die „korsischte aller korsischen Städte“, außerdem gibt es dort das „Musée Départmental de Préhistoire Corse et d’Archéologie“ das ich gerne besuchen möchte. Zu meiner Überraschung ist das Museum schon lange vor der Stadt gut ausgeschildert und ich  finde es auf Anhieb.

Sartène ist wie auf Terrassen angelegt. Fast alle Straßen der Länge nach verlaufen horizontal. Die Verbindungen von oben nach unten die man mit Fahrzeugen befahren kann liegen am Rand der Stadt. Da das Museum fast auf der obersten „Terrasse“ liegt sehe ich die eigentlich Stadt zunächst gar nicht.

Das Museum habe ich nach 2 Stunden durch. Der Eintrittspreis von 2€ ist es auf jeden Fall wert. Aber leider ist ausnahmslos ALLES in dem Museum absolut ausschließlich in französisch gehalten. Nun kann ich etwas Französisch und kann einen Text im Sinn ganz gut erfassen, aber es ist einfach sehr anstrengen. Gerade in diesem Museum das sehr textlastig ist. Speerspitzen und Mahlwerkzeuge und sonstiges Fundstücke in Massen werden detailliert beschrieben. Nach 1 Stunde gehe ich dazu über mich mit dem betrachten der Objekte und dem lesen der Jahreszahl zufrieden zu geben.

Sartène

Im Anschluss schlendere ich durch die Altstadt. Und es stimmt. Sartène ist sehenswert. Die vielstöckigen, festungsartigen Häuser geben ein malerisches Bild ab. Die Stadt galt als Hauptstadt der Vendetta. Ganze Stadtteile haben damals versucht sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Ich lasse also die Stadt ein wenig auf mich wirken. Ich schaue mir auch die neueren Wohnviertel an. Alles in allem wirkt die Stadt sehr lebendig, sehr bewohnt. Sie hat nichts museales an sich. Noch immer steht Funktion an erster Stelle. Nicht etwa alles zu konservieren. Die Menschen habe aber ein Händchen dafür beides so miteinander zu kombinieren dass Neues und Altes zusammen harmoniert. Von „klarer Formensprache“ sieht man wenig. Gott sei Dank!

Fontanaccia

Ich möchte noch die Dolmen von Fontanaccia sehen, darum verlasse ich Sartène über die D48 Richtung Tizzano, biege dann aber links auf die D48A. Sie ist eine Stichstraße und endet genau bei Fontanaccia. Um die Dolmen und Menhire dort sehen zu können ist eine kleine ausgewiesene Rundwanderung von vielleicht 1 Stunde Länge ausgewiesen. Obwohl es schon 17:00 ist beschließe ich genau das zu tun und mache mich auf den Weg.

Gegen 19:00 komme ich zu meinem Motorrad zurück. In der Nähe von Sartène gibt es anscheinend einen Campingplatz der für Wohnmobile ungeeignet ist! Das hört sich für mich gut an. Also fahren ich zurück und wirklich, der Campingplatz ist wie ich es aus Festlandfrankreich zu Hauf kenne. Unkompliziert, kumpelhaft, ohne Umstand, kein Schranken, keine Formalitäten und ein vernünftiger Preis. Der Besitzer ist „Platzwart“, Kassier sowie Barkeeper in Personalunion.

Zeltplatz Camping U Farrandu

Zeltplatz Camping U Farrandu

Die Nacht kostet 8,40€ und das Glas Rosé das ich mir gönne die Differenz auf den 10€ Schein mit dem ich die Nacht bezahle. Gleich werde ich in den Schwatz der Leute, die sich dort zur allabendlichen Runde versammelt haben, verwickelt. Es wird diskutiert über die Jugend, die Politik und was die Welt sonst bewegt. Dazu werden hors-d’œuvre serviert von denen ich auch gleich ungefragt einen kostenlosen Teller vorgesetzt bekomme.

Solche und vergleichbare Situationen habe ich sehr viel öfter in Frankreich erlebt als sonst irgendwo. In den ländlichen Regionen ohne nennenswerten Tourismus kommt es oft schnell zu Kontakten. Aber Korsika ist doch stärker touristisch geprägt und da gehen solche Umgangsformen einfach verloren. Das ist zwar trotzdem viel weniger ausgeprägt als ich es bei und empfinde, dennoch.

Abend in Sartène
stadtfest in Sartène

Stadtfest in Sartène

Einer der älteren Herren macht mich darauf aufmerksam, dass in Sartène an diesem Abend gefeiert wird (es ist zu dem Zeitpunkt etwa 21:30) und legt mir ans Herz hinzugehen. Eigentlich habe ich schon 3 Glas Wein intus. Kein Problem meint die Personalunion, unten am Platz wisse er von ein paar Leuten die sowieso hinfahren und die könnten mich ja mitnehmen. Er würde gleich für mich die Fahrgelegenheit organisieren. Puff. Bevor ich recht dazukomme abzulehnen ist er schon verschwunden, kommt 5 Minuten später zurück und meint, ich solle mich am besten gleich fertig machen. In 10-15 Minuten wäre Abfahrt und ich würde am Zelt abgeholt.

So kommt es also dass mein Tag eine unerwartete Verlängerung erfährt. Die Leute die mich mitnehmen sind 2 junge Familien aus der Sologne, unkompliziert und einfach gut drauf. Am Stadtfest laden sie mich zu einem Eis ein und wir schlendern gemeinsam durch die Straßen wo überall verschiedene Musiker ihr Können zum besten geben. Es ist wirklich Urlaubsstimmung, aber ohne dieser künstlichen Atmosphäre wie ich sie aus Italien oder Kroatien oder so kenne. Leute tanzen spontan, es gibt alle möglichen verschiedenen Musikrichtungen, vom klassischen Chanson, traditioneller korsischer Musik, französischen Pop oder internationale Evergreens. Alles dabei. Einfach ein super Abendausklang.

Als wir um 01:00 wieder zurückkommen falle ich einfach nur mehr ins Bett.

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