Tag 2 – Bastia bis Saleccia

Bastia – Erbalunga – Rogliano – Centuri-Port – Saint-Florent – Saleccia

BastiaCenturi PortSaint-FlorentCamping U Paradisu in SalecciaAbend in Saleccia

Akklimatisation auf Korsika

Bastia – Rogliano
Bastia

Bastia

Beim Frühstück in Bastia beschließe ich, dass ich mich fit genug fühle um zu fahren. Ich bin unschlüssig wohin und wie weit ich fahren soll aber lasse einfach mal auf mich zukommen was da kommt. Ich will eigentlich bis zum Abend den Strand von Saleccia erreichen bzw. den Campingplatz dort. Man muß dafür durch die Désert des Agriates (désert=schwer zu erraten: Wüste) fahren. Das ist aber noch westlich von Saint-Florent und tatsächlich nimmt das Cap Corse viel Zeit in Anspruch. Die Küstenstrasse biete viele schöne Ausblicke und ist extrem kurvenreich. Ich will sowieso nicht schnell fahren, aber hier wäre das auch gar nicht möglich.

Genueserturm

Genueserturm bei Erbalunga

Ich folge der D31 und D80, bleibe bei Erbalunga an einem kleinen Supermarkt stehen. Dort besorge ich mir 4x 1,5 Liter Wasserflaschen, 2 Äpfel, ein bißchen Käse (ich gestehe, eingeschweißten Käse, einfach der Praktikabilität wegen) und eine 1l Flasche Cola. Sünde, aber ich verwende das Cola bisweilen als Verdünnungssaft. 1/3 Cola aufgefüllt mit Wasser. Das mag ich. Soll mich strafen wer will. Kurz darauf komme eines der typischen Wahrzeichen von Korsika, ein Genueserturm, in Sicht. Die Küste der Insel ist voll von diesen Türmen.

Windpark

Windpark beim Point de Torricella

Rogliano – Saint-Florent

Im Norden von Cap Corse, südlich von Botticella, steht ein Windenergiepark. Er liegt weit oberhalb der Straße  auf dem Bergrücken der sich zwischen West und Ostküste erhebt und es führt vom Col de la Serra eine Stichstraße in Richtung der Windgeneratoren. Der Wind pfeift hier unablässig von einer Seite zur anderen. Hier standen immer schon Windmühlen von denen es aber nur noch eine einzige gibt. Die Moulin Mattei. Die Straße wird von einem Schranken versperrt der aber offen steht. Kurzerhand folge ich dem Weg. Es ist ein Zugangswege für die Wartungsteams der Energieerzeuger. Korsika ist stark abhängig von Öllieferungen aus Frankreich und Stromlieferungen aus Italien. Beides soll durch nachhaltige Energiegewinnung reduziert werden und so bauen die Franzosen/Korsen fleißig an Projekten wie diesen. Wind und Sonne hat die Insel reichlich! Mich faszinieren die sich geräuschvoll drehenden Windräder. In deren Schatten lege ich eine ausgedehnte Pause mit herrlichem Ausblick ein.

Centuri-Port

Centuri-Port

Über die D35, vorbei an Centuri-Port, einem kleinem Fischerort der zu einem der schönsten auf Korsika zählen soll und vorbei an der Abzweigung zum Col de Saint Lucie, wo sich der Tour de Sénèque befindet, ein Turm in dem sich angeblich der römische Philosoph Seneca 41 n.Chr. 8 Jahre in seiner Verbannung aufgehalten haben soll (tatsächlich wurde der Turm erst im 13. Jahrhundert gebaut), folge ich der D80 kurvenreich weiter bis Saint-Florent. Von hier geht die Straße, jetzt die D81, weiter Richtung L’île-Rousse durch die Désert des Agriates in deren Mitte etwa, bei der Ortschaft Casta, sich die Abzweigung nach Sallecia befindet.

Saint-Florent

Saint-Florent

Piste bis Saleccia

Zuerst denke ich mir nicht viel, aber schnell wird die Straße zur Piste und die Piste zu einer üblen Staub/Stein und Loch Angelegenheit. Im Internet und im Offroadführer war die Rede von einer einfachen Strecke. Keine Ahnung nach welchen Maßstäben die Beurteilung erfolgt, aber für mich ist es jedenfalls mit meiner 300kg Fuhre nicht leicht. Puderfeiner Sand, Staub ohne Ende, Steinplatten, tiefe Furten und Schotter wechseln sich ab. Einerseits eine tolle Herausforderung, andererseits bei 33° Temperatur, Müdigkeit und voll beladener Maschine richtig anstrengend. Plötzlicher tiefer Sand überrascht mich ausgerechnet in einem Moment da ich mich kurz hingesetzt habe. Der Vorderreifen bricht mir aus, ich komme ins schlingern, ich schaue, dass ich wieder aus dem Sitz komme und dreh den Gasgriff auf um die Maschine zu stabilisieren. Im nächsten Moment macht der Vorderreifen einen Satz über eine harte Felskante 10cm unter dem Sand, es wuchtet mich hoch, das Motorrad macht einen Satz. Beinahe hätte ich die Kontrolle verloren. Gerade nochmal gut gegangen. Von jetzt an lege ich die restlichen Kilometer im Stehen zurück. Das ist einfacher und besser.

Camping U Paradisu

Camping U Paradisu in Saleccia

Verschwitzt und erschöpft erreiche ich den Campingplatz U Paradisu. Er ist sehr gut besucht und mir bleibt nur ein staubiges Stück am Rand nahe der Einfahrt für mein Zelt. Egal. Das langt. Ich beschließe den Tag mit einem leckeren Pastis (ein Anislikör der mit Wasser gemischt wir, ähnlich dem griechischen Ouzo) schreib noch ein bißchen Tagebuch und geh ins Bett.

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