Korsika Tag 6 – Sartène bis Pinarellu

14. Juli 2017

Bonifacio IIMarina von BonifacioPorte de Gênesmarina von bonifacioPorte de France Bonifaciomäßiges Abendessen

Der tiefe Süden

Sartène – Bonifacio

So wie ich den gestrigen Tag sozusagen der Archäologie gewidmet habe, so habe ich mir für heute Bonifacio und seine Umgebung vorgenommen. Bonifacio, die südlichste Stadt Korsikas, die 60m über dem Meer auf einem Kalksteinplateau thront. Von dort kann man auf das nur 8km entfernte Sardinien schauen. Weil das Hinterland von Bonifacio unbewohnte Macchia ist lässt sich Bonifacio eigentlich nur über eine Straße erreichen, die N196.

Nach meiner morgendlichen Routine pack ich also alles zusammen, verlasse Sartène Richtung Süden und erreiche bei Roccapina wieder die Küste. Von hier führt die Straße ziemlich schnurgerade nach Bonifacio. Der ganze Küstenverlauf ist gesäumt von Badestränden und der dazugehörigen Infrastruktur, was für jeden potenziellen Badegast toll ist, für mich aber eher langweilig.

Bonifacio

Der Verkehr nach Bonifacio staut sich und ich denke mir „um Himmels willen“….aber gut. Damit musste ich im Juli rechnen. Zuerst bin ich etwas unschlüssig wo ich parken soll. In der Unterstadt und dann zu Fuss hochlaufen oder soll ich versuchen irgendwo nahe der Altstadt zu parken? Ich entschließe mich dann für Letzteres. Auch wenn es objektiv keinen Unterschied macht, habe ich einfach subjektiv ein besseres Gefühl wenn mein vollbeladenes Motorrad näher bei mir ist. Mir fällt auf, dass die Helme an allen Motorrädern angekettet sind, was durchaus nicht immer so ist. Ich selbst habe nicht mal ein Schloß für meinen Helm und mir ist noch nie der Helm oder sonst etwas gestohlen worden. Aber ich orientiere mich lieber an den örtlichen Gepflogenheiten. Möglicherweise hat es seinen Grund dass hier die Motorradfahrer auf ihre Helme besonders achten.

Es gibt mehrere große, gut ausgewiesene, aber kostenpflichtige Parkplätze für Autos und für Motorräder sogar Spezielle. Die sind gratis! Ich parke super zentral an der Avenue Charles de Gaulle nahe dem Hôtel de Ville, schnalle mir den Helm auf den Rucksack und wandere in die Stadt hinein. Es ist ca. 11:00 und hat 31°, zum Glück weht eine steife Brise so dass ich die Hitze gar nicht so spüre. Mein erstes Ziel ist die Bastion de l’Entandard an der Porte de Gène am Ostende der Stadt. Über den Place Bonaparte und den Place Montepagano gehe ich durch die Rue Doria einmal quer durch die Altstadt und besorge mir Eintrittstickets für die Bastion und die Escalier du Roi d’Aragon. Im Doppelpack kostet mich das Vergnügen 6€.

Bastion de l’Etandard
Bastion de l'Etandard

Bastion de l’Etandard

In der ehemaligen Festung hat früher den einzigen Zugang zu Stadt geschützt, die Porte de Gênes. Erst im 20 Jahrhundert hat das französische Militär aufgrund der geänderten Erfordernise für moderne Militärtechnik weitere Zugänge geschaffen. Heute ist ein informatives Museum eingerichtet. Vom Dach ergeben sich prächtige Ausblick über den Hafen, nach Südosten an der Küste entlang zum Capo Pertusato und nach Westen schaut man in die schachbrettartig angelegten Straßenzüge  von Bonifacio. Rue Achivolto, Rue du Palais und Rue des Deux Empereurs. Die ganze Anlage ist tief kaverniert. Früher waren hier Geschütze und ein riesiger Wasserspeicher untergebracht. Der Wasserspeicher ist noch immer geflutet, aber die anderen Ebenen oberhalb sind mit Informationstafel zum Bau und der Geschichte der Stadt gefüllt. Man folgt einzelnen durchnummerierten Stationen.

Escalier du Roi d'Aragon

Escalier du Roi d’Aragon

Escalier du Roi d’Aragon

Nach 2 Stunden für das Museum gehe ich weiter zum Treppenabgang der Escalier du Roi d’Aragon. Die sehr steilen Stufen in einem Winkel von etwa 45° führen von der Stadt hinunter ans Meer. Um die Treppe rangt sich eine Legende. Der König von Aragon hatte sie angeblich 1420, während seine Truppen die Festungsstadt belagerten, in nur einer Nacht bauen lassen um die Stadt über diesen Weg erobern zu können.  Daher rührt auch der Name. Tatsächlich wurde die Treppe von den Bewohnern gebaut um die Süsswasserquelle Puits de Saint-Barthelemy am Fusse des Kalksockels zu erschließen.

Auf jeden Fall ist der Abstieg bzw. der Aufstieg über die 187 Stufen in der prallen Sonne trotz starkem Wind eine schweißtreibende Angelegenheit. Vom unteren Ende der Treppe führt ein Weg entlang der Klippen ein Stück weit nach Osten an deren Ende ich mich für ein paar Minuten hinsetze, Wind und Wellen genieße und die Gedanken schweifen lasse.

Roi d'Aragon

Roi d’Aragon

Wieder oben angekommen schlender ich weiter bis zum Monument de Légion Etrangèrer im Westen. Noch weiter im Westen liegt die Citadelle de Montlaur in deren Gebäuden heute reguläre Truppen der französischen Armee untergebracht sind.  Dort schaut es weder besonders einladend noch gepflegt aus, darum drehe ich um und geh zurück zu meinem Motorrad. Ich würde mich gerne irgendwo auf einen gemühtlichen Café au lait setzen, aber in der Innenstadt ist mir deutlich zu viel los und vor der Stadt finde ich es einfach nicht einladend.

Bonifacio verlasse ich über die D58, streiche die Besichtigung des Hafens und der Unterstadt und tröste mich damit, daß ich im September sowieso nochmal hier sein werde. Dann hole ich den Besuch nach. Es ist mir einfach zu viel Trubel hier.

Bonifacio – Porto-Vecchio
bonifacio

Bonifacio

Eigentlich wollte ich noch zum Tour de Sant’Amaza auf der Halbinsel nordöstlich von Bonifacio, beschließe dann aber auch das zu verschieben, mich mit schönen Ausblicken zufrieden zu geben und mir dafür irgendeinen Weg abseits der Hauptstraße nach Porto-Vecchio zu suchen. Im Endeffekt scheitere ich, denn es gibt ganz einfach außer der Hauptverbindung keine durchgehenden Straßen die nach Norden führt. Trotz der Hilfe meines Navis und der Tatsache, dass ich nicht zwingend befestigte Wege brauche, lande ich entweder in Sackgassen, vor Fahrverbotsschildern oder die Straße löst sich einfach auf. So probier ich also ein paarmal ein Durchkommen und kehre letztlich doch auf die Hauptstraße N198 zurück. Die ist dann genau wie die Karte vermuten lässt: schnurgerade, völlig uninteressant und viel befahren. Toll! Auch Porto-Vecchio animiert mich nicht zum bleiben. Außerdem ist es sowieso schon nach 18:00, also suche ich nach einem Campingplatz.

Porto-Vecchio – Pinarellu

Bei Porto-Vecchio entfernt sich die N198 wieder etwas von der Küste, so, daß man über die kleinere Route D468 wieder der Küste folgen kann. Nordöstlich von Porto-Vecchio verspricht die Karte eine gewisse Auswahl an Campingplätzen. Hier überall ist Touristenregion pur. Gerade da hat man, meine persönliche Erfahrung jedenfalls, beste Chancen keinen guten Platz zu finden wenn man das Erstbeste wählt. Abseits der Hauptverbindungen ist für mich z.B. immer ein guter Ansatz. Oder möglichst abgelegen von Orten. Sofern man einen Campingführer hat, sind auch die Sterne immer ein gutes Indiz. Je weniger der Platz davon hat umso besser! Am besten gar Keinen! So fahre ich an mehreren Schilder vorbei. Nichts sagt mir wirklich zu. Schließlich lande ich bei Cirendinu. Der Eingang zum Campingplatz Villata wirkt irgendwie nicht so durchorganisiert wie die an denen ich bisher vorbeigekommen bin und das spricht mich an. Also rein da.

mäßiger_Genuß

mäßiger Genuß am Abend

Tatsächlich ist auch dieser Campingplatz so umständlich wie vermutlich alle anderen hier auch. Formalitäten, abgeben meines Passes, zahlen erst am nächsten Tag usw. Ist wohl einfach so in Touristenhochburgen wie der ganze Südosten von Korsika eine ist.

Das erste mal auf dieser Reise koche ich mir am Abend etwas. Bisher hatte ich am Ende der Tage nie Hunger oder ich war ganz einfach zu faul. Wie auch immer, am ersten Tag meines Aufenthalts habe ich mir Nudel gekauft. Eigentlich möchte ich die am Schluss nicht zurück nach Hause bringen…Darum scheint es mir eine gute Gelegenheit den Vorrat aufzubrauchen. Ehrlich gesagt gelingt mir das Mahl nur mäßig und so schaut es auch aus.

Egal, bissal Tagebuch und ab in die Federn.

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